1951 – 1953 Wie alles begann…
Fred Klischke, geboren 1925, gründete 1951 eine Modellbaugruppe und Interessengemeinschaft Flugsport aus der gemeinsam mit dem Bitterfelder Werk EKB (Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld), durch Herr Josef Kampa, eine gemeinsame Fluggruppe entstand. Die Fluggruppe verfügte über die Werke Filmfabrik und EKB, über einen Schulgleiter SG 38. Auf Grund des fehlenden Fluggeländes im Raum Bitterfeld und Wolfen, bot sich ein kleiner Hang bei Gröbzig am Akazienberg an. Von dem am 03.08.1952 die ersten Gummiseilstarts, mit dem SG 38 erfolgten. Da Gröbzig äußerst umständlich für die Fluggruppe wahr, ging man 1953 auf den wieder neu eröffneten Flugplatz nach Dessau. Hier gab es ein Flugplatzgelände, eine Flughalle und eine Seilwinde. In Dessau wurde einsitzig an der Winde ausgebildet. Zum Flugbetrieb, an den Wochenenden, reisten die Teilnehmer überwiegend mit dem Fahrrad an. Irgendwann war man der Herumreiserei müde und schaute sich nach einem geeigneten Flugplatzgelände in der Bitterfelder Umgebung um.
1954 Der erste Start vom Flugplatz Renneritz
Hermann Dietz und Horst Voigt, die 1954 in Ballenstedt als Fluglehrer eingesetzt waren, erhielten an einem Sommerwochenende den Auftrag, nach Renneritz zu fahren. Sie hatten ein Segelflugzeug „Baby IIB“ und eine Seilwinde im Schlepptau. In Renneritz gab es zu dieser Zeit nur eine große aufgefüllte Abraumfläche, die als Fluggelände genutzt werden sollte. Hermann Dietz startete als erster an der mitgebrachten Seilwinde, von diesem Gelände. Horst Voigt absolvierte den zweiten Start. Damit waren sie die ersten Piloten, die von dem Renneritzer Flugplatz starteten. Das war die Einweihung des Fluggeländes von Renneritz, wobei sie nur Testflüge waren.
1954 – 1966 Der Aufbau der Infrastruktur
Im Herbst 1954 begann der Bau der Flughalle, mit Hilfe der beiden Werke Filmfabrik und EKB und in unendlichen Arbeitseinsätzen der Fluggruppe konnte der Bau der Flughalle abgeschlossen werden. Die Arbeitseinsätze fanden nicht nur am Flughallenbau statt, sondern reichten bis in die Ziegelei nach Friedersdorf, um Ziegel zu brennen. Weiter ging es auf dem zu schaffenden Flugfeld. Die schon aufgeforstete Abraumfläche musste von angepflanzten Pappelbäumen befreit werden. Zur Einweihung der Flughalle, wie bei findigen Fliegern üblich, gab es eine Bauchronik, die wie folgt endete:
Der Jugend soll das Haus nun dienen.
Dem Vogel gleich, der hoch sein Nest gebaut.
Hier lernen, junge Menschen fliegen
und werden der Natur vertraut.
Sie lieben ihre Heimat und kämpfen im Wind
Sie kämpfen für Frieden weil Flieger sie sind.
Die Prüfung zur Zulassung erfolgte am 06. Oktober 1956. Mit dem nun stattfinden Flugbetrieb, hatten die Fluggruppe einen Flugplatz mit dazugehöriger Flughalle.
1966-1979 Der weitere Ausbau der Infrastruktur
Im Jahr 1966 begann der Anbau an die bestehende Flughalle. Er hatte den Zweck der Erweiterung für Werkstatt, Unterkunft und Sozialräume. Im Jahr 1970 war Einweihung des ersten Bauabschnittes. Dabei wurden drei Garagen, darüber liegend eine Flugleitung mit Unterkünften fertig gestellt. In den folgenden Jahren, ist der nördliche Weiterbau, mit Sanitär, Unterrichtsraum und Werkstatt vollendet worden. Im Jahr 1974, konnte der komplette Anbau genutzt werden. Anschließend wurde eine Fahrzeughalle für die Schwarztechnik gebaut und im Jahr 1976 vollendet. Jahr für Jahr sind noch so einige Änderungen an den Gebäuden entstanden.
1979 – 1989 Die Massenflucht als Problem für den Luftsport
Im Jahr 1979, wurde der Flugbetrieb ab August unterbrochen, ab dem 25.08.1979 herrschte generelle Flugsperre. Der illegale grenzüberschreitende Verkehr auf dem Luftweg, nahm überhand. Ab Mai 1980 hieß es in der damaligen DDR den Flugbetrieb neu zu regeln, es war nur noch an zwei Flugplätzen Segelflugbetrieb erlaubt – ein Flugplatz davon war Renneritz. Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen, am Gebäude, wie Vergitterung der Fenster und Einzäunung des Objektes, wurden vorgenommen. Auf Grund der Sanktionen durften viele Luftsportfreunde ihr Hobby nicht mehr ausüben. Es sollten 10 Jahre vergehen, bis sich alle Tore, auch für die ehemaligen Mitglieder wieder öffneten.
1989 – 1994 Mauerfall und Neubeginn
Nach dem Mauerfall fanden wurde die Gesellschaft für Sport und Technik als Träger des Flugplatzes aufgelöst. Die Treuhand übernahm den Flugplatz, mit den dazugehörigen Flugzeugen und der weiteren Technik. Die Renneritzer Segelflieger gründeten sich in einem neuen Verein. Die Gründerversammlung gab es 1990 in Wolfen, auf dieser der Vereinsname und die erste Satzung beschlossen wurde. Der Vereinsname Segelflugverein Wolfen e.V., entstandaus der bis dahin engen Zusammenarbeit mit der Filmfabrik, die bis dahin die größten Unterstützungen leisteten. Ab Mai 1994 wurden die Segelflugzeuge an den Segelflugverein Wolfen e.V. als Vereinseigentum übergeben. Ab diesem Zeitpunkt konnte der Verein, 2 zweisitzige Segelflugzeuge vom Typ Bocian (Storch), 1 zweisitziges Segelflugzeug vom Typ Puchacz ( Uhu), 2 einsitzige Segelflugzeuge vom Typ Pirat und 1 einsitziges Segelflugzeug vom Typ Junior sein Eigentum nennen. Im Juli 1994 übergab die Treuhandanstalt Berlin, den Flugplatz an die Gemeinde Renneritz. Jetzt konnte ein Pachtvertrag mit der Gemeinde Renneritz abgeschlossen werden und damit eine langfristige Planung für die Zukunft erfolgen.
1994 – heute
Da die Stadt Wolfen und die Stadt Witten, Partnerstädte sind, lag es nahe sich einen Partnerverein zu suchen. Somit kam es schon 1991 mit dem heimischen Segelflugplatz Kamen (heute LSF 2000 Kamen Dortmund e. V.), bei Witten zu einer Partnerschaft. Im Laufe der Jahre wurde dann das eine und andere Segelflugzeug ausgemustert und damit musste Ersatz geschafft werden. So z.B. wurde der Pirat D- 6758, mit dem Namen Stadt Wolfen aus Altersgründen ausgemustert, stand aber noch, für Einsätze am Boden, wie beim Dorffest in Renneritz zu Löschübungen der Jugendfeuerwehr zur Verfügung. Seit 2017 ist sie dem Flugzeugmuseum in Dessau übergeben und darf auf ihre Ausstellung hoffen. Einige Veranstaltungen, von Flugplatzfesten und Musikveranstaltungen bis zu den Landesmeisterschaften im Streckensegelflug 2003, 50 Jahre Flugplatz Renneritz am 01.05.2004 und dem Vereinigungsfest der Stadt Sandersdorf – Brehna vom 03.07. bis 05.07.2009, fanden auf dem Flugplatz in Renneritz statt.
Jedes Jahr werden im Mai und in den Sommerferien die traditionellen Fluglager mit Gastvereinen absolviert.
Der Flugplatz in Renneritz ist für jeden Besucher offen. Gäste aus nah und fern sind immer herzlich willkommen. Die Mitglieder des Vereins beantworten alle Fragen zu Ausbildung, Mitfliegen sowie Flugzeugtechnik und alles was zum Fliegen noch notwendig ist.